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Sichere Böden und hygienische Wände in Krankenhäusern

Ein einfacher Sturz kann für Patienten und auch Mitarbeiter verheerende Folgen haben, daher sind rutschfeste Bodenbeläge in Krankenhäusern und Pflegeheimen unverzichtbar. Schon bei der Konzeption neuer Räume ist es wichtig, das Sturzrisiko möglichst zu minimieren. Daher sollte der optimale Bodenbelag einen hohen Rutschfestigkeitswert und eine gewisse Oberflächenrauigkeit aufweisen. Darüber hinaus ist es wichtig, einen strapazierbaren und langlebigen Bodenbelag auszuwählen, sodass die Rutschsicherheit über mehrere Jahre gewährleistet ist.

Aber auch Wandsysteme in Krankenhäusern müssen sich anspruchsvollen Herausforderungen stellen. Gerade in der Intensivpflege und im OP gelten hohe Hygieneanforderungen, die zu berücksichtigen sind. Undurchlässige, leicht zu reinigende Wände, die über eine hohe Stoßfestigkeit verfügen, verhindern so Beschädigungen, in denen sich Bakterien ansammeln können.

Rutschfeste Bodenbeläge, die kompatibel mit einem hygienischen Wandsystem sind, bieten daher die perfekte Lösung.

Doch was ist bei der Verlegung eines Sicherheitsbodens und der Montage eines hygienischen Wandsystems zu beachten?

Die Eigenschaften eines Sicherheitsbodens

Sicherheitsbodenbeläge sind homogene PVC-Böden, die durch Partikel-Einstreuungen beispielsweise mit Siliziumkarbit, Aluminiumoxid und recyceltem Glas, eine erhöhte Rutschsicherheit bieten. Sie werden gemäß EN 13845 und EN 13553 definiert. Bei ihrer Planung sind auch immer die technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR A1.5/1,2 zu beachten. Um eine erhöhte Stolper- und Rutschgefahr zu vermeiden, dürfen sich angrenzende Fußböden hinsichtlich ihrer Rutschhemmung nicht um mehr als eine R-Gruppe unterscheiden. Bei der Verlegung eines rutschfesten Sicherheitsbodenbelags sind die nachfolgenden Schritte zu beachten.

Den Untergrund abdichten

Sicherheitsbodenbeläge werden häufig in feuchten Umgebungsbedingungen eingesetzt. Daher muss beispielsweise in einem Patienten-Bad eine Abdichtung entsprechend der Wassereinwirkungsklasse W3-I eingebaut werden, in Anlehnung an die DIN 18534 Abdichtung von Innenräumen.

Die jeweiligen Bauchemie-Hersteller geben Hinweise, wie die Abdichtung im Detail auszuführen ist. Aus der Praxis empfiehlt es sich, über die Abdichtung zum Schutz eine Spachtelmassenschicht aufzubringen, damit ein scharfkantiger Gegenstand, der zu Boden fallen sollte nicht sofort die Abdichtungsebene zerstört und spätere Wasserschäden begünstigt. Der Untergrund muss, wie bei jeder anderen Verlegung, ebenfalls der DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten entsprechen.

Slip resistance diagram

Abbildung 1:

Bestandteile eines Sicherheitsbodenbelags

Die richtige Wahl des Klebstoffs

Der Klebstoff für die Verklebung von Sicherheitsbodenbelägen orientiert sich an der Raumnutzung – in einem Badezimmer etwa mit einer ebenerdigen Dusche empfiehlt sich ein 2K-PU Klebstoff, für einen Wohnbereich ein herkömmlicher Dispersionsklebstoff. Nähere Informationen geben Klebstoffhersteller, ebenso zur Aufbauempfehlung oder Zahnleiste, die entscheidenden Einfluss auf die Klebkraft hat. So sollte bei einem 2K-PU Klebstoff eine Zahnleiste TKB A2 oder A4 gewählt werden (Angaben der Klebstoffhersteller können variieren).
Drain

Abbildung 2:

Verlegung eines Bodenbelags in ein für Vinylböden geeignetes Ablaufsystem.

Die Sockelleiste und der Bodenablauf

In Bereichen mit stehendem Wasser ist die Wahl der Sockelleiste wichtig; hier empfiehlt sich die Ausarbeitung des Bodenbelags als Hohlkehle bzw. Wandhochzug. Teilweise sind die Wandhochzüge als vorgefertigte Elemente mit Innen- und Außenecken erhältlich. Sie erleichtern die Arbeit vor Ort enorm, weil sie etliche händische Arbeitsschritte ersparen und sich schnell an andere Elemente anbinden lassen. Bei den Wandhochzügen sind lediglich die Anbindungen an die jeweiligen vorgefertigten Ecken oder bei einer längeren Geraden die jeweiligen ca. 20 cm vertikal aufgehenden Fugen zu verschließen.

Wie anfangs beschrieben, werden Sicherheitsbodenbeläge oftmals in feuchten Umgebungen eingesetzt. Hier eignet sich als Bodenablauf ein System mit Klemmringprinzip, in das der Bodenbelag vertikal eingearbeitet wird und mit einem Klemmring wasserdicht gegen Feuchtigkeit schützt. Sie würde ansonsten unter den Sicherheitsbodenbelag gelangen.

Verschweißen und Fräsen

Auch beim thermischen Verschweißen ist auf die Feinheiten zu achten. Es beginnt beim Fräsblatt: es empfiehlt sich, ein Fräsblatt mit Diamantsegmenten oder mit Diamantstaub einzusetzen, da es weniger Rauch entwickelt als ein herkömmliches, weniger verschleißt und somit sauber gefräste Fugen unterstützt. Vor dem Fräsen ist darauf zu achten, dass der Klebstoff abgebunden hat, in der Regel 24 Stunden nach dem Verlegen des Sicherheitsbodenbelags, genaueres ist beim Klebstoffhersteller zu erfragen.

Die Frästiefe sollte 2/3 der Bodenbelagsstärke betragen, bei einem Sicherheitsbodenbelag von Altro sind das 2 mm, da er 3 mm dick ist. Das thermische Verschweißen erfolgt mit einem Handschweißgerät mit einer 5 mm PVC-Schweißdüse, der farblich zum Bodenbelag passenden Schweißschnur und einer Temperatur von 400 °C – 450 °C. Der erste Abstoß, mithilfe eines Abstoßmessers und einer Distanzgabel von ca. 0,7 mm, erfolgt sofort im warmen Zustand.

Der zweite bündige Abstoß erfolgt erst nach dem vollständigen Erkalten der Schweißnaht, wobei die Dauer je nach Raumklima variieren kann.

Generell empfiehlt es sich als Alternative zu einer Silikon Dichtmasse, eine 2K-Dichtmasse zu verwenden. Diese härtet komplett aus, ist farblich passend zum Bodenbelag erhältlich und gilt, anders als Silikon, nicht als Wartungsfuge.

Anmerkung des Autors:

Im folgenden Text befinden sich Produktnamen, da sie in dieser Form nicht auf dem Markt erhältlich sind und es auch keinen Oberbegriff für sie gibt.

Vorteile eines hygienischen Wandsystems

Für die Installation einer hygienischen Wand ist „Altro Whiterock“ ideal geeignet. Das hochqualitative Wandsystem besteht aus 2,5 mm starken Platten in den Abmaßen 2,50 m/3,00 m x 1,22m und es ist strapazierfähig, stoß- und kratzfest. Vollflächig verklebt ist das System wasserdicht; dadurch bleibt der Untergrund trocken und die Bausubstanz wird geschont. Die fleckbeständige, abwischbare Oberfläche erfüllt alle aktuellen EU-Richtlinien zu Gesundheit und Hygiene. Das HACCP-zertifizierte Wandsystem eignet sich für alle hygienesensiblen Bereichen in Klinik und Praxis. Die Farb- und Designkombinationen bieten individuelle Gestaltungsmöglichkeiten von Wartebereichen und Patientenzimmern. Zudem ist die Wandverkleidungsplatte als Rammschutz für Flure erhältlich. Sie hat eine strukturierte Oberfläche und es lassen sich farblich passende Eckkantenschutzwinkel verbauen.
Welded floor

Abbildung 3:

Gefräster und thermisch verschweißter Bodenbelag

Verklebung des Wandsystems

Die Verklebung der Wandplatten erfolgt mittels eines 2K-PU Klebers mit einer Zahnleiste TKB C2 6 mm x 6 mm. Die Auftragsmenge des Klebstoffs ermöglicht es, die Wandplatten auf Untergründen mit Vertiefungen von maximal 3 mm ohne Vorbehandlungen anzubringen. Die PVCu-Platten lassen sich auch auf alten Fliesen ohne Vorbehandlung einwandfrei aufbringen. Der Untergrund muss lediglich fettfrei, ohne Hohlräume oder Fehlstellen sein, um sie verkleben zu können. Auch Mauerwerk, Gipskarton ab 12,5 mm Plattenstärke oder nicht absandende Zement- oder Gipsputze sind als Untergrund geeignet. Auch hier sollte vorher die DIN 18534 Abdichtung von Innenräumen beachtet werden.

Keine Chance für Bakterien

Die Innen- und Außenecken der Platten lassen sich biegen, sodass eine Silikonfuge als Wartungsfuge nicht notwendig ist und keine Bakterien eintreten können. Die Ecken werden mit einem Thermoformer geformt und gebogen – einem ca. 3,00 m x 0,15 m x 0,10 m großem Gerät aus Schamottesteinen mit einem innenliegendem Heizelement. Die Platten werden auf den Thermoformer an der zu biegenden Stelle für ca. 60 Sekunden aufgelegt und im Anschluss im jeweiligen Winkelmaß gehalten. Nach ca. 90 Sekunden ist die Platte erkaltet und fertig gebogen.

Verarbeitung des Wandsystems

Sämtliche Ausschnitte oder Anpassungen können mit einer Stichsäge, Tauchsäge, Lochbohrer und Ähnlichen vorgenommen werden. Die Verwendung von feinzahnigen Sägeblättern ist dabei empfehlenswert.

Die Wandplatten lassen sich auf verschiedene Arten miteinander verbinden. Für den Verarbeiter ist die gängigste und einfachste Methode die Verwendung des 2-teiligen Verbindungsprofils. Wie auch beim PVC-Bodenbelag lassen sich die Platten thermisch miteinander verschweißen.

Diese Verbindung setzt jedoch ein gewisses Know-how des Verarbeiters voraus und sollte vorher geübt werden. Es empfiehlt es sich ein Probestück herzustellen und vom Endkunden abnehmen zu lassen.

Abdichtung der Verbindungen

Eine „vorgefertigte Schweißschnur“ ist eine PVC-Schnur, die als Abdichtung zwischen den Stößen dient. In manchen Bereichen können die Verbindungen auch mit einer Silikonfuge verschlossen werden. Es ist allerdings zu beachten, dass nicht alle Verbindungen wasserdicht sind und die Verbindung sollte vorher dem Raumanspruch angepasst werden. So können beispielsweise Rammschutzverkleidungen mit einer Silikonfuge verbunden werden, da sie nicht hundertprozentig wasserdicht sein müssen. Auch für den Anschluss an den Sockel werden verschiedene Profil-Ausführungen angeboten – je nach Sockelart.

Marcel Franke

Der Autor

Marcel Franke
Anwendungstechniker
Altro Deutschland GmbH & Co. KG Ebertallee 209
06846 Dessau-Roßlau
Mobil: 0172/3722420
E-Mail: mfranke@altro.de